Labyrinth der Verschlagenheit

TV-Tipp. Eine quietschfidele Teilzeithure (Brigitte Kren), der die Män-ner, allen voran der eigene Dilo-Gatte (Karl Fischer), bis zur Verblödung hörig sind. Ein Kellner (Karlheinz Hackl), dem es nicht und nicht gelingt, seine Eitelkeit zu zügeln. Eine verhärmte Kinobesitzerin (Gertraud Jesserer), die von "nicht zum Vorspiel degradierten" Küssen träumt. Zwei Schwestern von schrulliger Bösartigkeit (Libgart Schwarz und Bibiane Zeller), die die Zeit totschlagen, um nicht von ihr totge-schlagen zu werden. In "Taxi für eine Leiche" (Mi., 20.15 Uhr, ORF 2) erweist sich Regisseur Wolfgang Murnberger ("Komm, süßer Tod") einmal mehr als Meisterchoreograf für die Brüchigkeiten des Lebens. Dass in diesem Labyrinth vorstädtischer Verschlagenheit, zu dem der Edith-Kneifl-Roman "Ende der Vorstellung" die Vorlage liefert, immer wieder erdrosselte Pensionisten auftauchen, ist von beiläufiger Relevanz. Murnberger legt Typen und ihre Abgründe offen, ohne sie dabei zu verraten. Ein hinreißendes Ensemble begleitet ihn bei diesem Höhenflug des schmutzigen Austrorealismus. Mehr davon bitte! A. H.

Profil Nr.44
Leichen-Rochade im Vorstadtkino

"Taxi für eine Leiche": Neuer TV-Film von Wolfgang Murnberger (20.15 Uhr, ORF 2)
Wer jemals in einem original Wiener Vorstadt-Espresso war, kennt die Atmosphäre: Gelb-grünlich strahlendes Neonlicht, abgewohntes Mobiliar, wie Nebelschwaden anmutender Zigarettenrauch – ein Paralleluniversum mitten in Wien.

Vor dieser Kulisse spielt Regisseur Wolfgang Murnbergers jüngster TV-Film "Taxi für eine Leiche" (20.15, ORF 2): "Wir wollten einen nostalgischen Film machen", meint er.

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Kurier Printausgabe 30.10.2002

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